Geothermie Landau

Geothermie und Wärmeversorgung in Landau 09.01.14

Allgemeine Betrachtung:

Wie es aus den technischen Beschreibungen, die der Baugenehmigung für das GKW zu Grunde liegt, zu entnehmen ist, besteht die Aufgabe eines GKW in erster Linie in der Produktion von elektrischer Energie. Die Auskopplung von Restwärme zur Verwertung in Nahwärmenetzen stellt in den Augen der Betreiber solcher Anlagen, ein Abfallprodukt der Stromversorgung dar. Der Grund liegt auf der Hand, rechnet sich ein GKW, - wenn auch erst nach 15Jahren-, nur deshalb weil der eingespeiste Strom mit dem erhöhten Einspeisepreis für alternative Energie gefördert wird, der benötigte Strom für den Eigenbetrieb, der mindestens 70% der erzeugten und ins Netz abgegebenen elektrischen Energie ausmacht, als billiger Industriestrom aus dem Netz zurückgekauft wird. Es sind GKW bekannt, die von der Ökostromabgabe befreit sind, was die Wertschöpfung nach dem Muster eines Perpetuum Mobiles nochmals erhöht. Dass die Wärmeversorgung nur einen sekundären Rang bei der Kalkulation durch die Betreiber einnimmt, liegt ebenfalls auf der Hand, muss doch für die Wärmeversorgung eine 100%ige Redundanz vorgehalten werden. Spricht man von einem GKW, dann gehört der Vollständigkeit halber auch diese Redundanzanlage zum Gesamtbild. Das Vorhalten nur temporär genutzter Anlagen ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht allerdings unwirtschaftlich, zumal in den Sommermonaten Wärmeenergie nur zur Warmwasserbereitung benötigt wird. Auch im Normalbetrieb wird die nur minimal genutzte Restwärme zum größten Teil wieder in den Untergrund befördert. Dem aufmerksamen Leser stellt sich spätestens hier die Frage, warum plötzlich die Wärmeversorgung in der Öffentlichkeit als „Stein der Weisen“ gepriesen wird und man im Bereich des benachbarten GKW Rohrbach/Insheim den Gemeinden ein Nahwärmenetz aufzuschwätzen versucht, das keiner braucht?

Die Antwort liegt auf der Hand und ist ein weiteres Indiz dafür, wie schwer sich die politischen Verantwortlichen damit tun, einen sauberen Ausstieg aus diesem Nebenkriegsschauplatz einer überhasteten Energiepolitik zu schaffen. Plötzlich wird das Abfallprodukt „Restwärmenutzung“ zum Argument für die Aufrechterhaltung des Betriebs eines GKW. Die zahlreichen Erdbeben in der Vergangenheit lassen einen effektiven Betrieb aus der Sicht der Betreiber, so wie er ursprünglich geplant war, nicht zu. Der Druck durch die Betroffenen und ein Umdenken bei Teilen der politischen Eliten wirken sich ebenfalls negativ auf die Gewinnmargen aus. Beim Betreiber des GKW-Landau, der geo-x GmbH, haben auch aus diesem Grund die ursprünglichen Mitgesellschafter ESW und Pfalzwerke, fast vollständig das Handtuch geworfen. Ob das Verramschen von 90% der Anteile an den Bohrunternehmer Daldrup eine kluge Entscheidung war, darf zumindest stark bezweifelt werden.

Da in Landau oft andere Gesetze gelten wie im Rest der Welt, ging man auch beim Projekt GKW Landau einen anderen Weg.

Landau schafft sich einen Bedarf:

Seit Mitte der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts, sitzt Landau, die alte Garnisonsstadt am Rande des Pfälzer Waldes, auf einem Berg schwer vermarkt barer Immobilien aus der Hinterlassenschaft der Französischen Armee. Wie in vielen anderen deutschen Städten auch, mussten Wege gefunden werden eine sinnvolle Nachfolgenutzung für diese Immobilien zu finden. Aus dieser Notwendigkeit heraus entstanden sogenannte Konversionsprogramme, die den Druck aus dem Kessel nehmen und durch finanzielle Anreize private Investoren zu einem Engagement animieren sollten. So auch in Rheinland-Pfalz, wo sich in der Stadt Landau rasch ein Investor etablierte, der sich das Thema Ökologie aufs Fähnlein geschrieben hatte, ohne dabei den persönlichen Profit aus den Augen zu verlieren. Wann und wie es diesem Investor gelang die Oberen der Stadt davon zu Überzeugen, dass die Errichtung eines GKW in Landau notwendig und sinnvoll sei, soll hier nicht weiter betrachtet werden. Fakt ist allerdings, dass besagter Investor schon Ende der 90iger Jahre des 20.-, Anfang der 0er Jahre des 21.Jahrhunderts die Erstellung von Studien mit initiierte, die die Optimierung eines durch geothermische Wärme gespeisten Nahwärmenetzes zum Thema hatten, ohne überhaupt im Besitz belastbarer Werte zum Betrieb einer solchen Anlage zu sein. Rein auf der Basis von theoretischen Annahmen wurden Pläne entworfen, lange bevor die Themen Landesgartenschau und „Wohnpark am Ebenberg“ virulent  waren, wie eine Nahwärmeversorgung für die Gebiete Estienne et Foch, Vauban, Cité Dagobert und Teile der Bürgerstraße im Landauer Süden aussehen und projektiert werden sollten. Es sei hier nur am Rande erwähnt, dass ein Teil dieser Areale durch Gesellschaften des oben genannten Investors entwickelt worden waren und der Verkauf großer Teile der ehemaligen Kaserne Estienne et Foch, dem zukünftigen Wohnpark am Ebenberg, an diesen Investor, 2012 durch den Rechnungshof gestoppt wurde. Es mag reiner Zufall sein, dass die Pläne welche auf Planentwürfen aus den späten 90iger Jahren basieren, die sich in einer Studie aus dem Jahr 2007 finden, verdächtige Ähnlichkeit mit den Plänen aufweisen, die nach dem Kauf des Geländes Estienne et Foch durch die DSK, eines Treuhänders der Kommune Landau, im Jahr 2008, veröffentlicht wurden und die die Grundlage für die Entwicklung des Geländes im Nachgang zur Landesgartenschau bilden.

Die Aufgabe der Verantwortlichen der Stadt bei der Umsetzung dieses Vorhaben bestand nicht nur darin ein geeignetes Gelände im Landauer Süden zur Verfügung zu stellen, sondern auch eine Situation mittels Durchleitungsgestattungsverträgen für Fern(Nah)wärmenetze zu schaffen, die dem Energieversorger ESW eine Monopolstellung garantierten. Inwieweit ein solches Vorgehen kartellrechtlich zulässig ist, ist eine der vielen offenen Fragen in diesem Zusammenhang. Es darf dabei auch nicht aus den Augen verloren werden, dass es in zahlreichen Bestandsgebäuden der angrenzenden Gebiete funktionierende Heizungen gab, die über ein Gasleitungssystem versorgt wurden, dass nach Errichtung der Nahwärmeversorgung überflüssig wurde und welches noch bis 2009 voll in Betrieb war. Das durch eine der Gesellschaften des oben genannten Investors zum Teil entwickelte Gebiet Cité Dagobert wurde noch bis 2009 durch nicht sanierte Altheizungsanlagen mit Wärme versorgt, was den betroffenen Bewohnern zum Teil astronomische Heizungsrechnungen bescherte.

Aus diesem Grund und angesichts der Tatsache, dass in der Öffentlichkeit immer wieder kolportiert wurde, auch das Wohngebiet in dem der Schreiber dieser Zeilen mit seiner Familie wohnt, werde mit Erdwärme versorgt, was definitiv bis 2009 gar nicht möglich war, da bis dahin gar keine technischen Voraussetzungen gegeben waren, veranlasste diesen sich intensiv mit diesem Thema zu befassen. Im November 2009 kam es zum Eklat, nachdem die Wärmeversorgung für das Wohngebiet Cité Dagobert mehrere Tage ausgefallen war, was eine Diskussion mit dem Energieversorger auslöste.

Warum dieser Energieversorger die MVV-Mannheim und nicht die ortsansässige ESW ist, soll im nächsten Abschnitt erklärt werden.

Das Vertragsgeflecht:

Vertraglich gesehen teilt sich das Geothermie-Projekt in zwei Teile:

  • Produktion und Vermarktung sowie
  • Verteilung und Versorgung.

Wie bereits Oben erwähnt, ist für den Betrieb der Anlage die geo-x GmbH verantwortlich. Dieser Gesellschaft gehören die technischen Anlagen. Nach der Theorie produziert das Kraftwerk vorrangig elektrische Energie und als „Abfallprodukt“ Wärme zur Versorgung eines Wärmenetzes. Diese Restwärme wird mittels eines zweiten Wärmetauschers im ORC-Kreis[1]nach der Stromproduktion ausgekoppelt und vermarktet. Ursprünglich war geplant, dass die ESW hinter dieser definierten Schnittstelle die Restwärme übernimmt, bei Spitzenlast in einem Blockheizkraftwerk, das auch als Redundanz gedacht ist, thermisch nachbearbeitet (sprich nachheizt) und über ein Nahwärmenetz verteilt. Dabei ist zu beachten, dass bei Spitzenlast ein erheblicher Anteil der Wärmeversorgung der angeschlossenen Gebiete durch die Zusatzheizung erbracht werden muss, was auf Grund der geschickten vertraglichen Konstruktion, geo-x nicht zugeordnet werden kann. Über das Jahr gerechnet müssen 50% der benötigten Energie, wohlgemerkt beim projektierten Vollbetrieb der Anlage, auf diesem Weg beigesteuert werden. Da der Betrieb des GKW wegen der Erdbebenproblematik nur in Teil-Last stattfinden kann, geht die Wärmeauskopplung allerdings



[1] ORC –Kreislauf = Organic Rankine Cycle,Kreislauf in dem Isopentan für die Stromproduktion gehandhabt wird.

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