Was als „Ei des Kolumbus“ in Sachen ökologischer Energiegewinnung von der Politik in den höchsten Tönen gelobt wurde, hat sich als faules Ei der Energiewende herausgestellt. Immer mehr Gemeinden im Oberrheingraben sagen „Stopp“ wenn es um die Verlängerung von Pachtverträgen und Bohrzusagen geht. Länderübergreifend formiert sich der Widerstand gegen neue Projekte. Der Geothermie-Lobby gehen langsam die Argumente aus und ihren Steigbügelhaltern in der Politik fällt es zusehends schwerer, ihre Begeisterung in der Vergangenheit zu erklären. Aktuell haben jetzt die Gemeinden Bellheim und Rülzheim in der Südpfalz die Notbremse gezogen und sich von den geplanten, risikoreichen Projekten vor ihrer Haustür verabschiedet.
Im Fall Rülzheim folgte das Germersheimer Amtsgericht der Argumentation der Gemeinde im Zusammenhang mit der Verlängerung des Pachtvertrags für das Bohrgelände. Die Fa. Hotrock argumentierte, wie nicht anders zu erwarten, mit fadenscheinigen Ausreden, die, wäre das Gericht diesen gefolgt, dieser Firma ermöglicht hätte die Gemeinde Rülzheim quasi zu enteignen. Wer sich hinter der „Hotrock Geothermiekraftwerke GmbH&Co KG“ verbirgt, ist letztendlich unklar, zu verschachtelt sind die Verbindungen solcher Firmen-Konstrukte, deren alleiniger Sinn die Gewinnoptimierung unter gleichzeitiger Risikominimierung für den Betreiber ist. Zumindest in Rülzheim scheint der selbsternannte „Geothermie-Papst“ Josef Daldrup mit im Boot zu sein, war doch ein Vertreter seiner Firma bei einer Gemeinderatssitzung im vergangenen Jahr, wenn auch verspätet, anwesend.
In Bellheim stellt sich die Situation etwas anders da. Dort scheinen, neben Protesten betroffener Firmen, die um die Wasserqualität fürchteten, die Natur dem Bohrunternehmen einen Strich durch die Rechnung gemacht zu haben. Interessant, auch für die Situation in Landau, ist die Tatsache, dass hier das Bergamt offensichtlich beabsichtigt, die Genehmigung für die Bohrung zurückzunehmen.
Bei beiden Unternehmungen stellt sich die Frage, inwieweit die Fa. Hotrock für ihre Vorhaben bereits Fördermittel vom Land oder Bund erhalten hat. Zumindest in Bellheim könnte es sein, da die Bohrung bereits begonnen worden war, dass Bohrkostenzuschüsse an den Betreiber geflossen sind. Die im Geothermie-Geschäft tätigen Firmen sind bekannt dafür, dass sie sich mit eigenem finanziellem Engagement auffällig zurückhalten.
Insgesamt war dies keine gute Woche für die Befürworter der Tiefen-Geothermie im Oberrheingraben. Eine vom Bürgermeister Fischer und des Landtagsabgeordneten Marwein organisierte Veranstaltung, bei der neben anderen Geothermie-Befürwortern, der Baden-Württembergische Umweltminister Untersteller („Die Grünen“) auf dem Podium anwesend war, geriet zu beeindruckenden Demonstration der betroffenen Bürger, die sich entschieden gegen die geplanten Projekte in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wehren. Typisch war dabei die Abwesenheit eines Vertreters der Fa. Daldrup, deren Patriarch Josef Daldrup in letzter Zeit zwar in einschlägigen Foren aus dem „Off“ gegen die Bürgerinitiativen wettert und dabei vor Diffamierungen nicht zurückschreckt, allerdings scheu wird wie ein gejagtes Reh, wenn es um die Konfrontation mit den Betroffenen geht.
Das Jahr 2014 könnte als Wendejahr in Sachen Geothermie in die Annalen eingehen. Zuviel ist passiert, was sich in den Köpfen der Menschen eingeprägt hat. Nicht nur die Bevölkerung ist sensibler geworden, wenn es um die Versprechungen der Geothermie-Lobby geht, auch bei zahlreichen Politikern hat die anfängliche Euphorie einer Ernüchterung, gepaart mit Skepsis und sogar offener Ablehnung Platz gemacht. Landau nimmt hier bestimmt eine Sonderrolle wegen dort aufgetauchten Probleme und der daraufhin abgegebenen Resolution des Stadtrats, ein. Die Landauer BI alleine wäre allerdings ohne die breite Unterstützung durch die BI´s aus anderen Regionen nicht in der Lage gewesen, das überregionale Gehör zu finden und als ernstzunehmender Partner im Kampf gegen die Stilblüte der Energiewende, der Tiefen-Geothermie im Oberrheingraben, bundesweit und über die Grenzen hinaus, wahrgenommen zu werden.
Warten wir ab, was uns das Jahr 2015 beschert.
Gez.: Thomas Hauptmann
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