Geothermie Landau

Aufsuchung Erdwärme 08.10.20

Pressebericht BI Geothermie Brühl/Ketsch e.V.

BI nimmt Stellung zur Aufsuchung Erdwärme durch MVV/EnBW  
Es vergeht kaum eine Woche, in der die Medien nicht über  Geothermie (Erdwärme) berichtet, die bislang überwiegend durch Negativschlagzeilen aufgefallen ist. Insbesondere nachdem bekannt geworden ist, dass MVV / EnBW den Zuschlag für die Aufsuchungserlaubnis für das Gebiet Hardt, südlich von Mannheim bis Reilingen erhalten hat, wird versucht, den Lesern die vermeintliche Notwendigkeit von Geothermie aufgrund des Kohleausstiegs zu suggerieren.

Das ist Irreführung, denn Tiefengeothermie spielt bei der Energiewende nach wie vor nur eine untergeordnete und zu vernachlässigende Rolle. Der „BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)“ hat in seinem Positionspapier Erfahrungen mit Tiefengeothermie im Zeitraum 2000 bis 2017 mit Strom und Wärmegewinnung berücksichtigt. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Nutzung von Energie aus Tiefengeothermie in Bezug auf die aus dem Erdinneren nachströmende Wärme nur ein sehr geringes Potenzial zur Deckung des Energiebedarfs in Deutschland aufweist.  Berücksichtigt wurden dabei u.a. die geringe Effizienz, hohe Eigenkosten und zeitlich begrenzte Nutzungspotenziale der Wärmereservoire. 

 

Trotz der bisherigen negativen Vorkommnisse an den bestehenden Geothermiestandorten versuchen Energieversorger und Politiker mit aller Macht, den hier lebenden Bürgerinnen und Bürgern die Geothermie als Allheilmittel anzupreisen, das für den Energiemix unerlässlich sei. Mitunter wird sogar auf Erfahrungen mit Erdwärme im Großraum München verwiesen. Dass dort völlig andere geologische Verhältnisse gelten, wird dabei gerne verschwiegen. Wir befinden uns nämlich nicht im Molassebecken, sondern im Oberrheingraben und dieser gehört aufgrund seiner Brüche zu den tektonisch aktivsten Gebiete Deutschlands! Für MVV/EnBW mögen die porösen und stark geklüfteten Erdschichten zur Förderung von Tiefenwasser interessant sein. Für uns Bürger bedeutet dieser Umstand jedoch aufgrund der Spannungsveränderungen, die durch den Betrieb von Geothermiekraftwerken unwiderruflich hervorgerufen werden, zusätzliche Seismizität (Erdbeben) sowie weitere Gefahren. Anstatt alles zu tun, um Seismizität zu verhindern, wird sie bei der Gewinnung von Erwärme zusätzlich noch forciert. Das lässt sich weder durch 3D-Seismik noch durch eine Ampelregelung verhindern. Ein Erdbeben, das erst mal “losläuft“, kann nicht mehr gestoppt werden. Selbst, wenn die Anlage komplett heruntergefahren wird, kann 4 Wochen später ein noch größeres Beben kommen. 

Während für den grünen Landtagskandidaten Andre Baumann der Oberrheingraben aufgrund seiner Tektonik als Atommüll-Endlager ausscheidet, bagatellisiert er die Gefahren der Tiefengeothermie, die nachweislich für uns Bürger (Radon etc.), für unser Grundwasser und für unsere Immobilien bestehen. Daraus lässt sich ableiten: Erdbeben sind demnach wohl nur ein Problem in Verbindung mit Atommüll. Für die betroffenen Gebäude und das Klärwerk müssen sie in Kauf genommen werden. Das wurde in einem zweistündigen Gespräch, das wir mit ihm geführt haben, deutlich.    

Er ist sogar der Meinung, die Geothermie sei – richtig gemacht – frei von erheblichen Risiken. Warum konnte bisher im Oberrheingraben kein Geothermiekraftwerk richtig betrieben werden?

Sowohl Baumann als auch MVV/EnBW setzen medienwirksam auf eine frühzeitige, offene Kommunikation, Information und den Bürgerdialog.

Ändert sich dadurch etwas an den Risiken und Gefahren? Fakten lassen sich weder wegdiskutieren noch schönreden!   

Dass sich Tiefengeothermie nicht durch Offenheit und Bürgerbeteiligung auszeichnet, haben wir zur Genüge erfahren:

Ein Treffen mit Umweltminister Untersteller im Jahr 2011 war ernüchternd. Er hat damals schon bekräftigt, man habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Scheinbar nicht genug, denn wie sonst konnte 2013 in Landau giftiges Tiefenwasser aufgrund von Leckagen austreten?

Nun möchte er möglichen Vorbehalten fachlich fundiert begegnen.

Über das Verhalten von Herrn Bürgermeister Dr. Göck hinsichtlich Information, Kommunikation oder gar Bürgerbeteiligung müssen wir nicht mehr näher eingehen. Da ist bereits alles gesagt.

Uns würde interessieren, ob sich Politiker wie Untersteller und Baumann seinerzeit bei ihrem Kampf gegen die Kernkraft mit Kommunikation, Information und Bürgerdialog zufrieden gegeben hätten. Warum sollten wir das tun, uns dem Willen und der Rücksichtslosigkeit der grünen Politiker beugen und den Gefahren der Tiefengeothermie aussetzen?    

Auch wenn das Wärmepotenzial im Oberrheingraben vorhanden ist, kann der Rhein-Neckar-Raum nicht mit Geothermiekraftwerken zugepflastert werden. Um nach dem Kohleausstieg die Wärmeversorgung zu kompensieren, müssten im Rhein-Neckar-Kreis zur Erhaltung des Fernwärmenetzes ca. 4 bis 5 Geothermiekraftwerke entstehen. Aufgrund der dichten Besiedelung wären dann nahezu alle Gemeinden südlich von Mannheim bis Reilingen davon betroffen. Zu der Anzahl der geplanten Kraftwerke wären klare Aussagen seitens MVV/EnBw dringend erforderlich, auch wenn die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind.

Wir haben in den vergangenen 10 Jahren unzählige Gespräche mit Politikern, Experten, Verantwortlichen sowie Kraftwerksbetreibern geführt und auch Informationsveranstaltungen zu diesem Thema besucht. Letztere erinnern leider nur an Verkaufsveranstaltungen, bei denen unliebsame Fragen nicht beantwortet, sondern abgewürgt werden.

Die EnBW wirbt mit Geothermieerfahrung. Genannt werden dabei die beiden Forschungs- und Entwicklungsprojekte Bruchsal und Soultz-sous-Forêts.

Bruchsal (hydrothermales Verfahren) liefert gerade einmal 0,55 MW elektrische Leistung und hatte bis Januar 2012 bereits 3 Pumpenausfälle. Dieses Kraftwerk wird mit einer so geringen Fließrate betrieben, dass es mit einem echten Produktionsbetrieb überhaupt nicht vergleichbar ist.

Soultz-sous-Forêts wird petrothermal betrieben und ist somit ebenfalls nicht vergleichbar. Bei diesem Verfahren wird zwischenzeitlich ganz offen von Fracking gesprochen.

Dort musste auch der Wasserdruck begrenzt werden, um die Erdbebenaktivität (bis Magnitude 3,0) zu senken.

Aufgrund der Gefahren – wir verzichten darauf, diese erneut aufzuzählen – gehört Tiefengeothermie nicht in die Nähe von Wohngebieten, weder in Brühl, Ketsch, Mannheim oder sonst wo.
Die Geologie im dicht besiedelten Oberrheingraben verbietet einfach das Anbohren der hoch sensiblen Gesteinsschichten.

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