Anfang vom Ende Lithium Hype 12.10.22

Ist das der Anfang vom Ende auch des

Lithium-Hype im Oberrheingraben?

Die USA weichen mit Buffetts Berkshire vom Flaggschiff-Lithiumprojekt ab

"Die Magie hier ist schwer fassbar", sagte Anderson, der Colorado-Professor. "Es ist nicht so einfach, wie die Leute es darstellen.“

Von Ernst Scheyder

https://www.reuters.com/markets/us/us-steps-away-flagship-lithium-project-with-berkshire-2022-10-05/

5. Oktober (Reuters) – Bei einem Treffen im Februar mit Führungskräften des Bergbaus legte Präsident Joe Biden ein aggressives Ziel für die Vereinigten Staaten fest, mehr eigene Mineralien für die Revolution der Elektrofahrzeuge auf umweltfreundliche Weise zu produzieren.

Ein „großer Teil“ dieser Bemühungen, sagte der Präsident , war ein Plan von Warren Buffetts Berkshire Hathaway Inc, Lithium aus superheißen geothermischen Solen zu filtern, die unter dem kalifornischen Salton Sea wirbeln, etwas, das noch nie zuvor getan worden war.

Das Projekt zielte darauf ab, eine neue Art der Herstellung von Lithium – einem wichtigen Bestandteil von Batterien für Elektrofahrzeuge – in den Vereinigten Staaten einzuleiten und gleichzeitig die Kontroversen zu vermeiden, die mit dem Bau von Minen einhergehen, die bei den lokalen Gemeinden oft unbeliebt sind.

Das US-Energieministerium hatte Berkshire an dem Tag, an dem Biden im Januar 2021 eingeweiht wurde, für ein Stipendium in Höhe von 14,9 Millionen US-Dollar ausgewählt, um zu untersuchen, wie Lithium aus der Salton Sea-Region zur Herstellung von Lithiumhydroxid verwendet werden könnte, einer speziellen Art des Metalls, das effizienter und länger produziert. langlebige EV-Batterien.

„Wir werden Amerika so einrichten, dass es die Welt anführt, indem wir eine saubere Energiewirtschaft und eine saubere Energiezukunft aufbauen“, sagte Biden auf der Veranstaltung im Februar, die als Roundtable zu kritischen Mineralien in Rechnung gestellt wurde.

Alicia Knapp, Geschäftsführerin der Sparte BHE Renewables von Berkshire, sagte gegenüber Biden, dass Berkshire „daran arbeitet, die ergiebigste Lithiumquelle in den Vereinigten Staaten mit der umweltfreundlichsten Technologie der Welt zu sichern“.

Zwei Wochen später widerrief das Energieministerium den Zuschuss jedoch laut E-Mails und Dokumenten, die Reuters erhalten hatte, nachdem Berkshire eine so genannte „wesentliche Änderung“ seines Lithiumprojekts beantragt hatte. Der Entzug des Stipendiums wurde bisher nicht gemeldet.

Während die Geldsumme für die Bergbauwelt relativ gering war und der Zuschuss von Salton Sea für ein Pilotprojekt bestimmt war, zeigt die Geschichte von Berkshires Verwicklung mit Washington, wie Bidens Plan, die Wirtschaft weg von fossilen Brennstoffen zu verlagern, vor einigen erheblichen technischen und geschäftlichen Herausforderungen steht.

Dreizehn Monate Verhandlungen zwischen dem Unternehmen und der Regierung, über die Reuters zum ersten Mal berichtet, gerieten ins Stocken, als Berkshire die Kontrolle über Patente, Technologieänderungen und die Frage, ob es eines Tages das Lithiumgeschäft verkaufen könnte, selbst nachdem die Regierung beim Aufbau geholfen hatte, anstrebte , zeigen die E-Mails und Dokumente.

Auf die Frage nach dem Rückzug der Zuschüsse sagte ein Beamter der Biden-Administration, dass es „inhärente Risiken“ bei der Finanzierung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten gebe, und stellte fest, dass mehrere Unternehmen, darunter Berkshire, immer noch an US-Lithiumprojekten arbeiten.

In dem Schreiben des Energieministeriums vom 9. März 2022, in dem Berkshire mitgeteilt wurde, dass es den Zuschuss widerrufen würde, hieß es, der Schritt sei „das Ergebnis einer gemeinsamen Entscheidung“ und würde Berkshire nicht daran hindern, künftige Bundesmittel zu beantragen.

Berkshire hat jedoch Probleme bei der Gewinnung von Lithium aus geothermischen Solen im Salton Sea, so drei Quellen mit direkter Kenntnis des Betriebs, die es ablehnten, identifiziert zu werden, um die zukünftigen Beziehungen mit dem Unternehmen nicht zu gefährden.

In einer Erklärung gegenüber Reuters sagte Berkshire, es habe geplant, „eine erste Demonstrationsanlage ihrer Art zur Herstellung von Lithiumhydroxid“ zu entwickeln, sich aber „später entschieden, stattdessen ein kommerziell erprobtes Verfahren zu verwenden“, um Lithiumcarbonat herzustellen.

„Diese Technologieänderung erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit und beschleunigt die Markteinführung“, sagte Berkshire-Sprecher Dan Winters. Das Unternehmen lehnte es ab, sich zu anderen Teilen dieser Geschichte zu äußern.

'ÜBEL, HEISSE SUPPE'

Berkshire betreibt mehrere Kraftwerke in der Nähe des Salton Sea , etwa 160 Meilen (258 km) südöstlich von Los Angeles, wo es Dampf aus Solen verdampft, die bei Temperaturen von etwa 700 ° F (371 ° C) aus dem tiefen Untergrund gebracht werden, um Turbinen zu drehen, die Strom erzeugen.

Theoretisch machte Berkshires Plan Sinn. Technologie für einen zusätzlichen Verarbeitungsschritt könnte an eine der bestehenden Anlagen angeschlossen werden, um Lithium zu extrahieren, bevor die Sole wieder in den Untergrund injiziert wird. Das würde die Notwendigkeit von Tagebauminen oder großen Verdunstungsteichen vermeiden, den beiden gebräuchlichsten, aber umweltbelastendsten Methoden zur Gewinnung von Lithium.

Von Anfang an war Berkshires Herausforderung zweifach. Zunächst musste Lithium aus dieser heißen Sole mithilfe einer kommerziell nicht erprobten Technologieklasse, die als Direct Lithium Extraction oder DLE bekannt ist, abgetrennt werden. Dann zielte es darauf ab, eine neue Technologie zu entwickeln, um dieses Lithium zu Lithiumhydroxid zu verarbeiten.

Für die erste Herausforderung gewährte die California Energy Commission Berkshire im Mai 2020 einen Zuschuss in Höhe von 6 Millionen US-Dollar. Als Teil seiner Vereinbarung mit dem Staat sagte Berkshire, dass es die DLE-Technologie eines anderen Unternehmens, AquaMin Lithium und Water Recovery Inc., verwenden würde.

Aber korrodierte Ausrüstung und verstopfte Rohre von der superheißen Sole plagen den Extraktionsbetrieb, so die drei Quellen mit direktem Wissen. „Ich denke, Berkshire hat ein unlösbares Problem“, sagte eine Quelle, die beschrieb, dass die Anlage aufgrund der extremen Hitze der geothermischen Sole Schwierigkeiten hatte, selbst die grundlegendsten Verarbeitungsgeräte zum Laufen zu bringen.

AquaMin, ein Geschäftsbereich von Conductive Energy Inc. in Privatbesitz, antwortete nicht auf Anfragen nach Kommentaren. Die kalifornische Energiekommission (CEC) sagte, ihre Finanzierung für Berkshire sei vom Verlust des Zuschusses des Energieministeriums nicht betroffen.

Die Sole der Region wimmelt von Lithium, Kalzium, Natrium und anderen Mineralien, die sehr komplex zu trennen sind, sagte Corby Anderson, der Metallurgie an der Colorado School of Mines lehrt.

„Es ist nur eine eklige, heiße Suppe, die manchmal sauer ist“, sagte Anderson, der nicht an Berkshires Projekt beteiligt ist.

Der Zuschuss des US-Energieministeriums konzentrierte sich auf die zweite Herausforderung, die Umwandlung des extrahierten Lithiums in Lithiumhydroxid.

BMW (BMWG.DE) und einige andere Autohersteller bevorzugen Hydroxid gegenüber Karbonat, weil es den Batterien ermöglicht, mehr Leistung zu speichern.

„Batterien sollten länger halten und daher nachhaltiger sein“ mit Hydroxid, sagte Eric Smith, Vizepräsident für Lithiumentwicklung bei Berkshire, während einer Präsentation im Juli 2021 vor Beamten der Region Salton Sea.

Die Herstellung von Hydroxid erfordert jedoch eine zusätzliche Verarbeitung mit Kristallisatoren und anderen Spezialgeräten. Wenn und sobald Berkshire in der Lage ist, das Lithium aus der Salton Sea Sole zu extrahieren, wäre die Herstellung von Karbonat weniger kompliziert und teurer als die Herstellung von Hydroxid.

Am Tag, nachdem Biden das Projekt von Berkshire angepriesen hatte, bat das Unternehmen das Energieministerium privat, den Umfang des Zuschusses zu ändern und es Karbonat anstelle von Hydroxid herstellen zu lassen, wie aus den E-Mails hervorgeht, die Reuters durch eine Anfrage für öffentliche Aufzeichnungen erhalten hat.

Das Energieministerium lehnte dies ab und sagte, dies sei eine „wesentliche Abweichung“ vom ursprünglichen Vorschlag und unfair gegenüber anderen, die sich um den Zuschuss beworben hätten.

Innerhalb weniger Wochen wurde die Bewilligung zurückgenommen.

E-Mails zeigen, dass das Energieministerium Berkshire im Dezember 2021 – zwei Monate vor Bidens Gesprächsrunde zu Mineralien – gewarnt hatte, dass die Gespräche über die Förderbedingungen in eine „Sackgasse“ geraten seien.

Während das Weiße Haus wusste, dass Verhandlungen im Gange waren, als es Berkshire beherbergte, wusste es laut dem Verwaltungsbeamten nichts von der Sackgassenwarnung.

„Wir bleiben optimistisch und hoffnungsvoll, dass sich die Technologie von (Berkshire) durchsetzt und denken, dass es große Chancen gibt, falls und wenn dies der Fall ist“, sagte der Beamte.

Auf der Website von Berkshire heißt es nun, das Unternehmen strebe an, im nächsten Frühjahr eine Lithiumcarbonat-Pilotanlage zu eröffnen.

Die Entscheidung von Berkshire, kein Hydroxid aus dem Salton Sea herzustellen – und dafür auf die Bundesfinanzierung zu verzichten – deutet darauf hin, dass es wahrscheinlich weitaus komplexeren technischen Herausforderungen gegenüberstand als erwartet, sagten vier Analysten gegenüber Reuters.

"Für mich ist das ein Hinweis darauf, dass sie auf ihrem Weg zur kommerziellen Lithiumproduktion einige echte Herausforderungen haben", sagte Chris Berry, ein unabhängiger Berater der Lithiumindustrie, der nicht an Berkshires Projekt beteiligt ist.

Die in Privatbesitz befindlichen Unternehmen Controlled Thermal Resources Ltd und EnergySource Minerals LLC versuchen ebenfalls, Lithium aus Salton Sea Sole mit unterschiedlicher DLE-Technologie für den späteren Einsatz in EV-Batterien zu extrahieren, aber beide befinden sich nicht in der kommerziellen Produktion.

"Die Magie hier ist schwer fassbar", sagte Anderson, der Colorado-Professor. "Es ist nicht so einfach, wie die Leute es darstellen."

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